Fallbeispiele zur Arbeit mit Koala
Hier werden unterschiedliche Anwendungsfälle dargestellt. Sie sollen eine Anregung bieten, wie das Tool im Unterricht und/oder der musikalischen Praxis eingesetzt werden kann. Viele der Beispiele wurden in Zusammenarbeit mit oder von Tutor*innen sowie Studierenden erarbeitet. Die Sammlung wird im Laufe der Zeit weiter ergänzt.
Generelle Anmerkungen – vorgegebene Marker vs. freie Kommentarfunktion
Koala stellt zwei grundlegende Möglichkeiten zur Annotation zur Verfügung: die Annotation über (vorgegebene) Marker sowie die Möglichkeit zur Erstellung von (freien) Kommentaren. Beide Formen bieten aus methodischer Sicht Vor- und Nachteile, die hier kurz im Generellen thematisiert werden sollen.
Annotation mittels vorgegebener Marker
Die vorgegebenen Marker bieten zwei generelle Vorteile: Die Lenkung des Ohres bzw. der Aufmerksamkeit beim Hörprozess sowie die Beschäftigung mit musikalischen Phänomen verknüpft mit der Etablierung und Einübung des entsprechenden Vokabulars.
(1) Fokussierung: Ein Marker, der mich auffordert, bei einer „Kadenz“ zu klicken, lenkt meinen Fokus beim Hören auf eben dieses Phänomen und rückt damit die formal-harmonische Ebene in den Vordergrund. Andere Aspekte der musikalischen Gestaltung rücken in den Hintergrund bzw. werden (unbewusst) ignoriert. Ich kann dies als Lehrperson zwar bewusst steuern und zwischen unterschiedlichen Markern wechseln, aber das Ohr wird sich dezidiert auf einen Aspekt fokussieren. Dementsprechend fällt es auch fortgeschrittenen Studierenden schwer, innerhalb eines Hördurchganges Marker unterschiedlicher Parameter zu verlässlich zu klicken. (Man kann dies abfangen, indem man z.B. die Marker auf die Gruppe aufteilt oder mehrere Hördurchgänge für die unterschiedlichen Parameter ansetzt. Dabei sollte dann jeweils auch nur der gerade zu klickende Marker aktiv sein und angezeigt werden, um die Aufmerksamkeit auf diesen Teilaspekt zu bündeln.)
(2) Vokabular: Ich muss mich mit meiner Gruppe - entweder vor dem Klicken oder auf Basis der Ergebnisse - damit beschäftigen, was überhaupt eine „Kadenz“ definiert: Wann klicke ich, was sind die Bedingungen (Wann ist eine Kadenz eine Kadenz)? Dabei kann zunächst eine grobe Definition verwendet werden („Schlussbildung“), die sich später ausdifferenziert, beispielsweise in unterschiedliche Schlussbildungen (Halbschluss | Ganzschluss) bzw. Funktionen im Rahmen eines solchen Kadenzverlaufes (z. B. in Dominante und Tonika).
Somit bilden die vordefinierten Marker einen guten Einstiegspunkt um einerseits Phänomene zu definieren und kennenzulernen, andererseits das Ohr zu schulen und einzelne Parameter in den Fokus zu rücken. Der generelle Nachteil dabei ist die Steuerung durch die Vorgabe der Marker, die wenig Spielraum lässt, sich auf freierer Basis mit der Musik zu beschäftigen (zumindest innerhalb des Tools).
Annotation mittels freier Kommentarfunktion
Die Kommentarfunktion bietet die Möglichkeit, frei seine Gedanken zur gerade gehörten Musik zu äußern bzw. zu notieren. In der einfachsten Form wird hier ein Marker zur Verfügung gestellt, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer klicken, wenn sie einen Kommentar hinterlassen möchten. An die Marker-Annotation kann dann der Kommentar angehängt werden. Hier kann frei – ohne eine Lenkung – assoziiert und beschrieben werden. Es können damit die individuellen Eindrücke aller Beteiligen gesammelt werden.
Kombination beider Optionen
Als praktikabel hat sich eine Kombination beider Aspekte erwiesen. So kann man recht allgemeine Marker definieren (Form, Harmonik, Charakter, Instrumentation…), die geklickt werden, wenn ein bestimmter Parameter eine Besonderheit aufweist und/oder ein Kommentar zu einer Passage hinterlegt werden soll. In einem zweiten Schritt können die Teilnehmer*innen dann formulieren, was genau an dieser Stelle passiert. So kann der Vorteil einer Vorgabe des „groben“ Bereiches genutzt werden, ohne dass konkret „Lösungen“ geklickt werden müssen. Die die Teilnehmer*innen können ihre eigenen Formulierungen verwenden.